Ausrufezeichen in Überschriften zählen zu den hilflosen Hilfsmitteln, um Aufmerksamkeit zu erregen. Journalisten und PR-Texter verwenden sie, wenn eigentlich nichts Relevantes oder Überraschendes zu berichten ist. Oder wenn sie es schlicht nicht besser wissen. Zum ersten Mal starten jetzt die Deutschschweizer Bistümer und über zwölf Landeskirchen aus Mangel an Nachwuchs eine Kampagne zur “Personalgewinnung”.
Headline der Pressemitteilung: “Schweizer Katholiken suchen Personal!” Projektname: “Chance Kirchenberufe”. Kosten: unbekannt. Umrankt in der Nachrichtenlage vom aufmerksamkeitsstarken Fall “Tebartz-van Elst”, der als Synonym für Verschwender in die Geschichte
eingehen könnte, ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Die “Medienmitteilung frei zur Veröffentlichung” aus Luzern flankiert die Pressekonferenz von Bischof Felix Gmür (links im Bild) zum Kampagnenauftakt und zitiert ihn himmlisch richtig: Mit Werbung allein sei es nicht getan. Weshalb als “beste Talent-Scouts” auf “überzeugend auftretende Seelsorgerinnen und Seelsorger” gesetzt werde. So zeigt ein Kampagenenmotiv etwa Jugendseelsorger Mathias Burkart (42) mit den Worten “Vergiss Energizers. Die Arbeit mit den Kids verleiht Flügel.” Hat schon je jemand plumper Altes an Junges heranwanzen hören und sehen? (rechts im Bild).
Die vielfältigen Berufsmöglichkeiten “sollen wieder bekannter werden”, lässt der Arbeitgeber mit gutem Draht nach oben wissen, obwohl ein jeder Sünder doch über den Top-Jobgeber weiß, dass “die katholische Kirche ein relevanter Player” (sic!) ist. Andererseits zeigen zwei selbst zitierte Trends: Die Zahl der “Theologiestudierenden in Erstausbildung” ist in den vergangenen 20 Jahren um ein sattes Drittel geschmolzen. Und von den Absolventen
steigen nach dem Studium nur noch wenige in den Beruf etwa als Priester ein. Und dass, obwohl in den gleichen 20 Jahren der Frauenanteil von 20 auf 40 Prozent stieg. Selbstverständlich nur bei den Pastoralassisteninnen. Auch “der Zufluss deutscher Berufsleute” sei “nicht mehr gewährleistet”. Also zeigen die Schweizer Oberhirten als Testimonials einige Menschen, die einen kirchlichen Beruf erst nach anderen, weltlichen Karrieren gewählt haben: “Vom Gärtner zum Priester, von der Anwältin zur Pastoralassistentin”. Mein Rat: Gute Reise!
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